Eisen

Diese Projekte beschäftigen sich mit den facettenreiche Problemen der angemessenen Eisenversorgung und den Interaktionen zwischen Eisen und Entzündungsvorgängen.

Zusätzliches Eisen bringt Vor- und Nachteile, in Abhängigkeit von alters- und geschlechts-spezifischen Unterschieden in der Eisenkinetik und dem Einfluss anderer Nahrungsbestandteile, wie z.B. Komplex-bildenden Liganden und anderen Metallen. Zudem gibt es wechselseitige Interaktionen zwischen Eisenhomöostase und Entzündungen, die z.B. bei Infektionen, aber auch im Rahmen von Arteriosklerose oder Fettleibigkeit beobachtet wurden. Solche komplexen Wechselwirkungen sind Gegenstand unserer Forschung auf diesem Gebiet.

1. Resorption und Metabolismus von Eisen

Hintergrund

Eisen ist ein essentielles Spurenelement. Seine seltene Eigenschaft, zwischen der zweiwertigen und dreiwertigen Form wechseln zu können, wird von Enzymen und anderen Funktionsproteinen genutzt, um Sauerstoff und Elektronen zu transportieren. Das ist für den Energie-Metabolismus und den Abbau von Fremdstoffen von zentraler Bedeutung. Der Wechsel des Valenzstatus verursacht aber auch schädliche Effekte, z.B. durch die Katalyse von oxidativem Stress. Da Eisen auch für Bakterien und Parasiten essentiell ist, fördert freies Eisen die Ausbreitung von Pathogenen, und der Wirtsorganismus erkrankt. Um im Mangel ausreichend Eisen verfügbar zu machen und andererseits bei hoher Zufuhr Überschüsse an freiem Eisen zu vermeiden, hat sich ein komplexes System zur Erhaltung der Eisen-Homöostase entwickelt. Es umfasst die Anpassung der intestinalen Eisen-Resorption und der intrazellulären Eisen-Speicher an ein wechselndes Angebot. Dadurch wird in Mangelsituationen mehr Eisen bereitgestellt und gleichzeitig werden Schäden durch Eisen-Überschuss vermieden. Im Blut ist Eisen an Transferrin gebunden, das von den Zellen bedarfsgerecht über Transferrin-Rezeptoren aufgenommen wird. Dieses komplexe System ist bei einer Reihe von erblichen Erkrankungen gestört (z.B. Hämochromatose). Das System kann zudem bei Über-Angebot von Eisen oder bei gravierender Mangelversorgung überfordert sein. Darüber hinaus interagiert es mit Entzündungsmechanismen und mit toxischen Spurenelementen wie Blei oder Cadmium.

Entsprechende Publikationen

Die komplette Referenz erscheint auf Mausklick

I51: Hfe and Hjv exhibit overlapping functions for iron signaling to hepcidin: Genetic evidence from single and double knockout mice I50: Mice are poor heme absorbers and do not require intestinal Hmox1 for dietary heme iron assimilation R24: Risiken und Nutzen der Eisensupplementation: Empfehlungen zur Eisenaufnahme kritisch betrachtet I49: 59Fe-distribution in conditional ferritin-H-deleted mice I48: Iron regulatory proteins control a mucosal block to intestinal iron absorption I47: Abnormal body iron distribution and erythropoiesis in a novel mouse model with inducible gain of iron regulatory protein (IRP)-1 function I41: Absorption of iron from ferritin is independent of heme iron and ferrous salts in women and rat intestinal segments I36: Does lead use the intestinal absorptive pathways of iron? Impact of iron status on murine 210Pb and 59Fe absorption in duodenum and ileum in vivo I35: Reproducibility and correspondence among different hepcidin forms in blood and urine and their relationships to iron status in healthy, male Guatemalan volunteers observed over 9 weeks R21: Eisen I33: Intestinal ferritin H is required for an accurate control of iron absorption I31: Systems Analysis of Iron Metabolism: The Network of Iron Pools and Fluxes R20: Iron: Nutrition’s two-edged sword R19: Efficacy and safety of iron administration in juvenile populations R17: Iron deficiency R16: Acute iron intoxication R15: Hereditary hemochromatosis I27: Efficacy and safety of twice-weekly administration of three RDAs of iron and folic acid with and without complement of 14 essential micronutrients at one or two RDAs: a placebo-controlled intervention trial in anemic Cambodian infants 6 to 24 months of age

2. Eisen und Entzündung

Eisen-Resorption bei Mäusen

Genetisch veränderte Maus-Stämme erlauben, die Mechanismen der Resorption und der metabolischen Nutzung von Eisen in vivo zu untersuchen. Die intestinale 59Fe-Resorption kann in vivo in abgebundenen Darm-Schlingen und nach Zufuhr von 59Fe über eine Magensonde bestimmt werden. Die HGF hat die Mechanismen der intestinalen Eisen-Resorption und der Eisen-Verteilung im Körper mit Hilfe der beschriebenen Methoden in einer Reihe solcher genetisch veränderten Maus-Modellen untersucht, in Kooperation mit Arbeitsgruppen, die solche Modelle entwickelt haben oder verfügbar halten. Diese Untersuchungen haben zum Verständnis der Interaktionen zwischen Eisen-Metabolismus und Entzündungen auf der molekularen und physiologischen Ebene beigetragen (I33, I36, I37, I41, I47, I48, I49, I51) und ebenso zur Aufklärung des Ausmaßes, zu dem Blei und an Phyto-Ferritine gebundenes pflanzliches Eisen die Resorptionswege des Eisens teilen (I36, I41).

Entsprechende Publikationen zu Eisen-Resorption bei Mäusen

Die komplette Referenz erscheint auf Mausklick

I08: Jejunal transfer rates of 109cadmium chloride increase in rats in vitro and in vivo after oral pretreatment with cadmium or zinc chloride I02: Longitudinal pattern of enzymatic and absorptive functions in the small intestine of rats after short-term exposure to dietary cadmium chloride I01: Kinetic analysis of 59Fe movement across the intestinal wall in iron-deficient and iron-adequate duodenal rat segments ex vivo

Eisen und Malaria

Die Interaktion zwischen Eisen und Malaria rückte in den Blick des öffentlichen Interesses als eine Eisen-Interventionsstudie auf der Insel Pemba, auf der Malaria weit verbreitet ist, vorzeitig gestoppt werden musste. Bei den Eisen-supplementierten Kindern ohne Eisen-Mangel hatte sich der Krankheitsverlauf deutlich verschlimmert und die Malaria-Sterblichkeit erhöht; bei Kindern mit Eisen-Mangel jedoch nicht. In der Folge brach die WHO so gut wie alle Eisen-Supplementierungsprogramme in Malaria-endemischen Gebieten ab. Dadurch bleibt der Eisen-Mangel in diesen Gebieten bis heute unbehandelt. Für Menschen in Malaria-endemischen Gebieten führt das zu einem Dilemma: wenn Individuen mit Eisen-Mangel keine Eisen-Supplemente erhalten, leiden sie an den Folgen des Mangels (z.B. physische und intellektuelle Einschränkungen, eingeschränkte zelluläre Immunabwehr, Minderwuchs und erhöhte Totgeburtsraten), oder die Bevölkerung erhält Eisen-Supplemente – mit dem Risiko schwerer Krankheitsverläufe und erhöhter Sterblichkeit bei Malaria (R23). Um dieses Dilemma zu lösen wurde z.B. vorgeschlagen: 1.) Eisen-Supplemente gezielt nur an Individuen mit Eisen-Mangel zu verabreichen. 2.) Nur solche Eisen-Verbindungen einzusetzen, die kein Nicht-Transferrin-gebundenes Eisen bilden (=NTBI, eine Form des Eisens, die verdächtigt wird, den klinischen Verlauf der Malaria-Erkrankung zu verschlimmern) 3.) Zusammen mit den Eisen-Supplementen gleichzeitig Anti-Malaria-Mittel zu geben. Die HGF unterstützte Studien zu den ersteren beiden Vorgangsweisen. 

Entsprechende Publikationen zu Eisen und Malaria

Die komplette Referenz erscheint auf Mausklick

R24: Risiken und Nutzen der Eisensupplementation: Empfehlungen zur Eisenaufnahme kritisch betrachtet R23: Can iron supplementation be reconciled with benefits and risks in areas hyperendemic for malaria? R20: Iron: Nutrition’s two-edged sword R19: Efficacy and safety of iron administration in juvenile populations R12: Positive und negative Auswirkungen der Gabe von Eisensupplementen auf die Gesundheit von Kleinkindern in Malaria-endemischen Gebieten R10: On risk and benefits of iron supplementation recommendations for iron intake revisited R09: Did the “iron age” end in Pemba?

Eisen-Homöostase und Adipositas

Adipositas geht mit entzündlichen Vorgängen einher, welche die Hepcidin-Konzentrationen im Blut steigern und dadurch die Eisen-Resorption stören und die Verlagerung von Eisen in die Speicher fördert. Damit ist die Regulation der Eisenhomöostase durch Hepcidin gestört (R25, R26). Durch den weltweiten Anstieg der Adipositas besonders in den Entwicklungsländern erweist sich dieser Zusammenhang zwischen Adipositas und den Mechanismen der Eisen-Resorption als fatal. Die Höhe des BMI, die zu einer Störung des Eisen-Metabolismus führt, scheint sich jedoch in verschiedenen Regionen der Welt zu unterscheiden.

Nach der derzeit gängigen Vorstellung reguliert das überwiegend in der Leber synthetisierte Gewebehormon Hepcidin die Verfügbarkeit von Eisen im Organismus, indem es den Abbau des zellulären Eisenexporters Ferroportin fördert. Entsprechend ist seine Expression bei Eisenüberschuss erhöht. Das senkt die intestinale Eisenresorption und sequestriert Eisen im retikuloendothelialen System, indem es den durch Ferroportin vermittelten Eisenexport über die basolaterale Membran der Enterozyten und aus den Leukozyten heraus senkt. Beides reduziert die freie Eisenkonzentration in Plasma. Die Hepcidinsynthese ist jedoch auch bei Entzündungsvorgängen gesteigert, was die Verfügbarkeit von Eisen für pathogene Erreger und für die Vermittlung von oxidativem Stress durch die Fenton-Reaktion einschränkt. Beides ist Teil einer sinnvollen Abwehrstrategie.
Die Literatur enthält dazu jedoch auch widersprüchliche Befunde: So wurden reduzierte Hepcidinkonzentrationen nach Injektion des pro-inflammatorischen Zytokins TNF-α beschrieben. Unsere Stiftung untersuchte diesen Zusammenhang in zwei murinen Entzündungsmodellen, der TNFΔARE/+- und der IL10-/--Maus. Tatsächlich fanden sich in beiden Fällen entgegen der Erwartung bei Entzündung herabgesetzte Hepcidinkonzentrationen, die aber – wieder entgegen der Erwartung – nicht mit gesteigerter Eisenresorption einher gingen (I53). Beide Modelle, jedoch deutlich ausgeprägter die TNFΔARE/+- Mäuse, entwickelten bei Entzündung eine Anämie mit kompensatorischer Erythropoiese. Dieses Ergebnis weist auf Interaktionen zwischen gegenläufigen Regelmechanismen: der Einfluss von Entzündungen senkt die Eisenresorption und die Anämie steigert sie. Die Summe dieser Einflüsse bestimmt die Effekte auf Hepcidinsynthese und Eisenresorption (I53).

Entsprechende Publikationen zu Eisen-Homöostase und Adipositas

Die komplette Referenz erscheint auf Mausklick

R26: Iron metabolism in obesity: How interaction between homoeostatic mechanisms can interfere with their original purpose. Part II: Epidemiological and historic aspects of the iron/obesity interaction R25: Iron metabolism in obesity: How interaction between homoeostatic mechanisms can interfere with their original purpose. Part I: Underlying homoeostatic mechanisms of energy storage and iron metabolisms and their interaction I53: Iron-homeostasis and obesity

3. Nicht-Transferrin-gebundenes Eisen (NTBI)

Hintergrund

In einem Mausmodell für die Colitis ulcerosa konnte die Intensität der Entzündung durch eisenarme Ernährung gesenkt werden (I28) und bleibt auch dann niedrig, wenn das fehlende Eisen durch Injektion zugeführt wird (137). Zudem konnten molekulare Mechanismen der Entzündungsentstehung, wie oxidativer Stress und ER-Stress, und die bevorzugte Verteilung von Eisen in entzündliches Gewebe hinein erhellt werden (I29, I37), was Perspektiven für künftige therapeutische Ansätze öffnet.

Der oxidative Stress im Lumen des Enddarms spielt bei der Pathogenese entzündlicher Darmerkrankungen und von Colontumoren eine Rolle. Die Hildegard-Grunow-Stiftung fördert die Entwicklung einer Methode, diesen oxidativen Stress in Stuhlproben zu bestimmen. Orale Eisensupplemente in der von der WHO empfohlenen Dosierung steigern den oxidativen Stress im Darmlumen signifikant, was jedoch durch gleichzeitigen Verzehr antioxidativer Nahrungsbestandteile, wie z.B. Bestandteilen des Palmöls, ausgeglichen werden kann (I30).

Entsprechende Publikationen

Die komplette Referenz erscheint auf Mausklick

R23: Can iron supplementation be reconciled with benefits and risks in areas hyperendemic for malaria? I46: Differences in circulating non-transferrin-bound iron after oral administration of ferrous sulfate, sodium iron EDTA, or iron polymaltose in women with marginal iron stores I43: Equivalent effects on fecal reactive oxygen species generation with oral supplementation of three iron compounds: ferrous sulfate, sodium iron EDTA and iron polymaltose I42: Studies on variation in fecal reactive oxidative species generation in free-living populations in Guatemala I40: Oral administration of ferrous sulfate, but not of iron polymaltose or sodium iron ethylenediaminetetraacetic acid (NaFeEDTA), results in a substantial increase of non-transferrin-bound iron in healthy iron-adequate men I38: Impact of iron status and oral iron challenges on circulating non-transferrin-bound iron (NTBI) in healthy Guatemalan males I37: Depletion of luminal iron alters the gut microbiota and prevents Crohn’s disease-like ileitis I30: Antioxidant-rich Oral Supplements Attenuate the Effects of Oral Iron on In Situ Oxidation Susceptibility of Human Feces I29: Iron absorption and distribution in TNFΔARE/+ mice, a model of chronic inflammation I28: Intestinal epithelial cell proteome from wild-type and TNFΔARE/WT mice: effect of iron on the development of chronic ileitis

Ziele

Erforschung der Zusammenhänge zwischen Eisenzufuhr, Nicht-Tansferrin-gebundenem Eisen und oxidativem Stress

Projektteam

M Orozco, NW Solomons

Ort

Guatemala City, Guatemala

Stand

Datenerhebung andauernd

 

4. Nicht-invasive Hämoglobin-Messung

Hintergrund

Eine Eisensupplementierung verschlimmert den klinischen Verlauf der durch das Plasmodium Falziparum verursachten Malaria, wenn sie nicht ausschließlich im Eisenmangel gegeben wird. Das macht die ungezielte Gabe von Eisensupplement in Malariagebieten problematisch, da sie bei dem ausreichend mit Eisen versorgten Teil der Bevölkerung zu schweren Krankheitsverläufen und gegebenenfalls zum Tode führen kann. Ohne Gabe von Eisen anderseits kommt es bei Kindern zur Störung der physischen und geistigen Entwicklung und bei Schwangeren zu gehäuften Aborten (R10). Die Hildegard-Grunow-Stiftung unterstützt die Suche nach einem Ausweg aus diesem Dilemma. Zum einen wurden preiswerte und feldtaugliche Methoden zur Bestimmung des Hämoglobin- und Entzündungsstatus getestet, die überdies nicht invasiv sein sollten, um die Verbreitung von Aids und Hepatitis durch Blutentnahme zu vermeiden. In diesem Zusammenhang förderte die Hildegard-Grunow-Stiftung die Testung von Geräten zur nicht-invasiven, transkutanen, fotometrischen Hämoglobinbestimmung. Zu diesem Projekt gehört auch die Messung von 25-Hepcidin im Urin (I35), um zwischen der Eisenmangel-Anämie und der Entzündungs-Anämie unterscheiden zu können. Auf dieser Basis kann entschieden werden, ob Eisen gegeben werden sollte.

Ergebnisse

Trotz vielversprechender Anfänge konnten wir auf diesem Gebiet keinen Durchbruch feststellen. Die Korrelation der Ergebnisse mit denen der invasiven Standardmethoden blieb für alle getesteten Geräte zur transkutanen Photometrie unbefriedigend.

Entsprechende Publikationen

Die komplette Referenz erscheint auf Mausklick

R24: Risiken und Nutzen der Eisensupplementation: Empfehlungen zur Eisenaufnahme kritisch betrachtet R23: Can iron supplementation be reconciled with benefits and risks in areas hyperendemic for malaria? I45: Targeted provision of oral iron: The evolution of a practical screening option I44: Validity and correspondence of non-invasively determined hemoglobin concentrations by two trans-cutaneous digital measuring devices I35: Reproducibility and correspondence among different hepcidin forms in blood and urine and their relationships to iron status in healthy, male Guatemalan volunteers observed over 9 weeks I32: Correspondence of a non-invasive, cutaneous-contact method to determine hemoglobin values with conventional whole blood samples within a Guatemalan field setting R20: Iron: Nutrition’s two-edged sword R19: Efficacy and safety of iron administration in juvenile populations R12: Positive und negative Auswirkungen der Gabe von Eisensupplementen auf die Gesundheit von Kleinkindern in Malaria-endemischen Gebieten R10: On risk and benefits of iron supplementation recommendations for iron intake revisited R09: Did the “iron age” end in Pemba?

 

Ziele

Erprobung von Geräten zur nicht-invasiven Bestimmung von Eisen-Mangel

Projektteam

C Crowley, J Casimiro de Almeida, C Luzón, NW Solomons

Ort

Quetzaltenango, Guatemala

Stand

Data publiziert, Projekt beendet